Kunstquartier Bethanien

Unsere Bewertung:

Was haben drei Schwestern, Berlins einziges OmU-Open-Air-Kino und Theodor Fontanes alter Arbeitsplatz gemeinsam? Genau: Sie alle sind Teil des Kunstquartiers Bethanien im Herzen von Kreuzberg.

Adresse:

Kunstquartier Bethanien
Mariannenplatz 2
10997 Berlin

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Besonderheiten

Gratis Kunstausstellungen
einziges OmU-Open-Air Kino
Historische Apotheke

Drei Schwester laden zu Linsen


Die Sonne brennt vom Himmel über Berlin, als wir uns an einem viel zu heißen Freitagnachmittag durch Kreuzberg schleppen. Vom Kottbusser Tor aus, an dem ein vermeintlich echter Pirat mit Hut, aber ohne Holzbein, die Passanten mit einem wilden „Argh!“ grüßt, bahnen wir uns unseren Weg vorbei an unzähligen Köstlichkeiten durch die Adalbertstraße Richtung Bethaniendamm.

Eigentlich haben wir für unser Ziel heute das Baumhaus an der Mauer auserkoren – ein zu Zeiten der Teilung mitten im Niemandsland an der Mauer errichtetes Häuschen aus Sperrmüll mit Garten. Das es, nebenbei bemerkt, vor Kurzem sogar weit in den Süden, bis in die Augsburger Allgemeine geschafft hat. Doch als uns unsere Füße schließlich über den Mariannenplatz tragen, halten wir inne. Herrschaftlich ragen die beiden spitzen Türme des ehemaligen Krankenhauses Bethanien in den wolkenlosen Himmel. Und angezogen von der Hoffnung auf ein kühles Getränk und ein wenig Schutz vor der Sonne im Bauch des mächtigen Gebäudes, bewegen wir uns auf den dunklen Eingang zu.

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Drei Schwester laden zu Linsen

Bereits im 19. Jahrhundert von Theodor Stein gebaut, fungierte das Bethanien bis 1970 – und damit mehr als 100 Jahre – als Krankenhaus. Und tatsächlich kann man sich, mit etwas Vorstellungskraft, in der Eingangshalle des Gebäudes noch die Krankenschwestern vorstellen, die hier einst ausgebildet wurden. In ihren langen Kutten tragen sie vor unserem inneren Auge geschäftig Verbände und Medikamente hinter den Säulen hin und her, eilen zu ihren Patienten, werfen sich Befehle und Bitten über die Eingangshalle hinweg entgegen. Die eigentümliche Ruhe, die der kühle Innenraum an diesem Nachmittag ausstrahlt, muss in krassem Gegensatz zu dem Trubel stehen, der einst in den Fluren und Hallen und Zimmern des Krankenhauses herrschte.

Wer seiner Fantasie ein wenig freien Lauf lassen und in vergangene Tage eintauchen möchte, der kann im Restaurant „3 Schwestern“ speisen, wo die Schwestern von damals einst aßen. Jeden Dienstag bis Sonntag öffnet das Restaurant im ehemaligen Speisesaal der Krankenpflegerinnen seine Pforten. Am heutigen Tag lockt die Speisekarte zwar nicht besonders abwechslungsreich, dafür aber sehr liebevoll gestaltet mit: Linsen! Linsen! Linsen!

Zwischen Kunst und alter Apotheke

Wer nicht in der Eingangshalle stehen bleibt, kann allerdings noch einiges mehr im Bethanien entdecken. So zum Beispiel eine alte Apotheke, die zu den an der Glastür genannten Öffnungszeiten und im Rahmen von Führungen besichtigt werden kann. Der Name der historischen Theodor-Fontane-Apotheke kommt dabei nicht von ungefähr: 1848 bis 1849 hat Theodor Fontane persönlich hier als Apotheker gearbeitet und Schwestern zu Apothekerinnen ausgebildet.

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Neben dem Fenster in eine vergangene Zeit beherbergt der großflächige Bau aber noch Weiteres. So haben unter anderem die Musikschule Friedrichshain-Kreuzberg, die Druckwerkstatt des bbk Berlin (die umfangreichste nichtkommerzielle Druckwerkstatt für Künstler weltweit!), die Dramaturgische Gesellschaft, das Lufttanz Theater, Nordwind und viele weitere Künstlerinnen und Künstler und Vereine einen Schaffensort gefunden. Für Besucher besonders interessant: Das Freiluftkino Kreuzberg im Innenhof des Kunstquartiers. Im einzigen OmU-Open-Air Kino Berlins werden täglich von Mai bis August Originalfassungen von Filmen mit Untertiteln gezeigt werden. Perfekt also, wenn man mal bei internationalem Besuch punkten will!

In den Winter- oder – wie in unserem Fall – zu heißen Sommertagen lohnt sich ab und an auch ein Besuch des Kunstraums Kreuzberg / Bethanien. Als wir die Ausstellungsräume nach interessanten Motiven (ein Schuh!) durchforstet haben, war gerade „contesting / contexting SPORT“ zu sehen. Zugegebenermaßen waren wir doch ein bisschen verwirrt von den Ausstellungsstücken. Die hatten zwar allesamt etwas mit Diskriminierung im Sport zu tun – so ganz verstanden haben wir dann aber doch nicht jedes Detail. Ein Blick auf die Webseite oder das Gespräch mit den Künstlern oder den Menschen am Eingang kann da bestimmt Abhilfe schaffen.

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Angesichts der vielseitigen kulturellen, sozialen und künstlerischen Institutionen kann man wohl mehr als dankbar sein, dass der „Kampf um Bethanien“, der mit der Stilllegung des Krankenhauses 1970 begann, zugunsten der Besetzer entschieden wurde. Was es mit dem so genau auf sich hatte, erklären auch einige Schautafeln und Flyer im Inneren des Gebäudes. Wer in Kreuzberg lebt und ein bisschen etwas zur Geschichte seines Kiezes erfahren will, dem sei ein Besuch des Bethanien also wärmstens empfohlen.

Das Baumhaus an der Mauer haben wir nach unserer Wanderung durch Bethanien im Übrigen noch gefunden. Unscheinbar und ein wenig verlassen spannt es sich mitsamt Garten über eine Art Verkehrsinsel hinter der St.-Thomas-Kirche. Aber wie heißt es so schön? Der Weg ist das Ziel, oder so ähnlich.

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